Jährlich werden Milliarden an Zinsen verschenkt
Erich Aiwanger
In Deutschland ist es mittlerweile üblich, einen Dispositionskredit zu nutzen, denn dieser bietet finanzielle Flexibilität und stellt ein praktisches Finanzpolster dar. Darüber hinaus lagern auch sehr viele Menschen ihre Guthaben auf ihrem Girokonto, was ebenfalls eine sehr landestypische Sitte darstellt. Nach einem Bericht auf „spiegel.de“, der eine Studie des Düsseldorfer Finanzexperten Udo Kessler mit Daten der FMH Finanzberatung und der Deutschen Bundesbank aus der „Süddeutschen Zeitung“ zitiert, verschenken die Deutschen aufgrund der oben beschriebenen Verhaltensweisen bis zu 4,3 Milliarden Euro an entgangenen Zinsen und nicht genutzten Sparpotenzialen pro Jahr.
Viele Girokonten bieten nur magere Guthabenzinsen
In der Studie wird unter anderem darauf eingegangen, dass die Zinsen auf Girokonten äußerst gering ausfallen und im Durchschnitt gerade einmal bei 0,15% p.a. liegen. Es wird davon ausgegangen, dass ca. 199,7 Milliarden Euro auf Girokonten zu unattraktiven Zinssätzen versauern und die Anleger aus diesem Grund mindestens 2,5 Milliarden Euro verschenken, wenn man vom durchschnittlichen Zinssatz in Höhe von 1,40% auf einem Tagesgeldkonto ausgeht. Würde dabei sogar ein Tagesgeldkonto mit einer Verzinsung von 2,00% p.a. gewählt, läge die zusätzliche Rendite sogar bei 3,7 Milliarden Euro, hieß es weiter. Wer sein Geld trotzdem auf seinem Konto belassen möchte, sollte sich die Vergleichsseite Girokonto-Anbieter.de einmal genauer anschauen und ein Girokonto mit einer höheren Guthabenverzinsung suchen.
Umschuldung von Dispokrediten würde die Gesamtersparnis auf 4,3 Milliarden Euro anheben
Darüber hinaus erklärt die Düsseldorfer Studie, dass die Umschuldung von Dispositionskrediten zu den noch recht neuen Abrufkrediten eine weitere große Einsparung mit sich bringen würde. Für einen Dispokredit würden durchschnittlich 11,3% Zinsen pro Jahr berechnet, wohingegen Abrufkredite mit 7,0% wesentlich günstiger seien. Zusammen mit den oben genannten Einsparungen durch die Umschichtung von Guthaben wäre somit eine Gesamtersparnis von 4,3 Milliarden Euro möglich, was wirklich enorm ist. Bei den Abrufkrediten steht der Kredit nicht mehr unmittelbar mit dem Girokonto in Verbindung, so dass für beide Produkte verschiedene Anbieter gewählt werden können, jedoch zahlt man nur für den Teil der Kreditlinie Zinsen, den man auch beansprucht.
Werden die Verbraucher ihre Verhaltensweisen ändern?
Angesichts einer solch großen Summe an entgangenen Zinsen und vermeidbaren Kosten stellt sich natürlich die Frage, ob die Verbraucher in naher Zukunft ihre Verhaltensweisen ändern, um das Geld für sich selbst nutzen zu können. Hier ist eine Prognose natürlich äußerst schwierig, wobei klar sein dürfte, dass ein Umdenken in diesem Bereich oftmals nur sehr langsam geschieht und es somit durchaus noch einige Jahre dauern kann, bis solche Sparpotenziale in größerem Umfang genutzt werden.