Baufinanzierung: Niedrige Kreditzinsen für lange Laufzeiten sichern?
Erich Aiwanger
Derzeit lässt sich die Baufinanzierung über einen Kredit mit sehr günstigen Zinssätzen realisieren. Es gibt sogar Angebote, die diese niedrigen Kreditzinsen über dreißig Jahre festschreiben. Auch viele Bausparkassen werben mit ihren sogenannten Kombifinanzierungen zu ähnlichen Bedingungen. Doch lohnt sich eine Finanzierung zu diesen Konditionen über 30 Jahre wirklich?
Für eine bestimmte Zielgruppe durchaus. Kann man seine Tilgung tatsächlich nur in kleinen Raten zahlen und nimmt man bewusst eine solch lange Zeit für die Rückzahlung des Darlehens in Kauf, kann das Angebot durchaus interessant sein. Allerdings gilt es auch, einen anderen Aspekt zu beachten. Je länger die Zinsbindung besteht, umso mehr Zinsen sind letztendlich in absoluter Summe an den Kreditgeber zu bezahlen. Kann ich einen Kredit bereits nach der Hälfte der avisierten Zeitspanne zurückzahlen, reduziert sich die Gesamtsumme der Zinsen erheblich.
Selbst bei niedrigen Zinsen von derzeit nur etwa 3%, muss der Bauherr bei einer Kreditsumme von 100.000 Euro bei der langen Zinsbindung von 30 Jahren etwa 50.000 Euro mehr an Zinsen bezahlen, als wenn er seinen Kredit bereits nach 10 Jahren tilgen könnte, wie die Beispielrechnung in einem Onlineportal im Internet zeigt.
Zu prüfen ist vor allem die Möglichkeit von Sondertilgungsrechten, die bei solch langfristigen Verträgen meist ausgeschlossen wird. Doch mancher Bauherr, der heute einen Vertrag abschließt, verfügt vielleicht in fünf Jahren über ein deutlich höheres Einkommen oder ist in den Genuss einer Erbschaft gekommen. Vor dem schnellen Abschluss eines scheinbar günstigen Vertrages mit einer extrem langen Laufzeit und Zinsbindung sollte sich jeder potentielle Bauherr eine individuelle Beratung gönnen.